Marienkirche Goldbach – Geschichte

Marienkapelle im Mittelalter

30. Juni 1225: Ersterwähnung Goldbachs in einer Urkunde, in der Ottokar von Böhmen u.a. Goldbach an das Bistum Meißen zurückgibt.

Goldbach lag schon im Mittelalter an einem alten Fernverkehrsweg von Dresden nach Bautzen, der allerdings mit der heutigen B6 nicht identisch war. Bereits im 12. oder 13. Jahrhundert gab es hier eine Marienkapelle. Goldbach gehörte damals zum Bistum Meißen. Aus der mittelalterlichen Zeit stammt das spätgotische Portal, welches an den Meißner Bischof Nicolaus I. (1379 1392) erinnern soll. Die Holzskulptur „Maria mit Jesuskind“ wurde in der Zeit um 1440 geschaffen.

Ausbau zur Marienkirche seit der Reformationszeit

1559 entstand eine Saalkirche im schlichten barocken Stil mit Korbbogenfenstern, flacher Holzbalkendecke und zweigeschossigem Holzemporen. Turm und Kirchenschiff bildeten nun eine Einheit. Das spätgotische Sandsteinportal blieb erhalten. Die Kirche wurde als St.-Marien-Kirche geweiht, obwohl schon am 28.12.1558 wie in Bischofswerda die Reformation eingeführt wurde (vollzogen jedoch erst am 06.01.1559 durch eine Predigt des Diakons, vermutlich Georg Benedictus).

  • 1605: Erwähnung der spätgotischen Portals an der ehemaligen Marienkapelle, die vermutlich aus der Zeit des Bischofs Nicolaus (1379-1392) stammt. („Martin Teich schreibt im 18. Jahrhundert in seiner Chronik von Goldbach: ‚Diese Kirche ist in Papstzeiten der Mutter Maria geheiligt gewesen…'“, Päßler, Heimatblätter, 95)
  • 1648: stiftet Salzfuhrmann Thomas Conrath ein Kruzifix.
  • 1652: Weihe des Altars durch den Bischofswerdaer Diakon Michael Pusch.
  • 1655: stiftet Claus von Taube wegen des Augsburger Religionsfriedens 200 Taler.

Kirchenneubau im 18. Jahrhundert

1778 kam es zu wieder zu einer baulichen Erneuerung des Kirchengebäudes. Aus dieser Zeit sind Saal, Decke und Holzemporen bis heute erhalten geblieben. Während des Baus wurde den Goldbachern die Gottesackerkirche in Bischofswerda (heutige Kreuzkirche) als Gottesdienstort zugewiesen.

  • 1778 am 15.11.: Weihe der Kirche durch Bauintendenten Stern.
  • „1813 herbergte Napoleon in der Kirche zu Goldbach, seine eigenhändige Unterschrift unter der Entschuldigung für das Tränken der Pferde aus dem Taufstein wurde bei den Renovierungsarbeiten 1980 entwendet.“
  • 1897: spenden Karl Göbel aus Weickersdorf und Privatus Herzog aus Dresden 2.500 Mark für ein neues Geläut (Gesamtkosten: 9.000 Mark).
  • Turmknopf repariert und geöffnet: 1780, 1859, 1885, 1903, 29. Juli 1924, 1980, 2018.
  • 1898: Turmuhr repariert

Erhaltung der Kirche in neuerer Zeit

1908 1909 baute man südwestlich und nordwestlich am Turm Treppenhäuser an. Gleichzeitig erfolgte der Anbau der Sakristei und des Strebepfeilers an der Westseite des Turmes. Unter der Orgelempore trennte man einen Teil ab und schuf somit einen separat nutzbaren Gemeinderaum. An den drei Chorwänden wurden figürlich bemalte Buntglasfenster angebracht.

  • 1908: Innenrenovierung unter Architekt Meyers.
  • 1926: Vergrößerung des Friedhofes nach westlicher Seite wegen Anwachsens der Bevölkerung auf 710 im Jahre 1924.
  • von der zweigeschossigen Holzempore brach man die obere ab, einschließlich einer früheren Loge
  • Der Kirchenraum wurde im Zeitgeist der Jahrhundertwende weitgehend überarbeitet. Diese Fassung ist bis heute erhalten.
  • 1909, am Sonntag Sexagesimae, 14.02: Weihe der erneuerten Kirche und Orgel mit Weiherede des Superintendenten Kaiser und Predigt des Ortspfarrers. Zugordnung des Festzuges: „Musik, Schulkinder, Festjungfrauen, Meister und Gewerken, geistliche und weltliche Behörden, Patronats- und Kollaturherrschaften, Ortspfarrer und andere Geistliche, geladene Gäste, Kirchenvorstand, Gemeinderäte, Schulvorstand, Hausfrauen der Gemeinde, Hausväter der Gemeinde, Jugend, Vereine“. Mittags 11.30 Uhr „Festmahl im Gasthof zum Erbgericht“, 14.30 Uhr „Kirchenkonzert“ (Quelle: Festordnung zur Weihe der erneuerten Kirche u. Orgel, Druck Friedrich May, Bischofswerda)
  • 1912 erhielt die Kirche elektrisches Licht; 1929 eine elektrische Kirchenheizung.
  • 1980 Neudeckung der Turmhaube

1992 bis 1996 erfolgte eine umfangreiche Außenrestaurierung an Turm und Schiff der denkmalgeschützten Kirche, um die ursprüngliche Nutzung als Dorfkirche und Begegnungsstätte für die Kirchgemeinde Goldbach-Weickersdorf beizubehalten. In diesen Jahren wurde auch der Gemeinderaum unter der Orgelempore zur heutigen beheizbaren Winterkirche umgebaut. Das an der Außenseite vermutlich noch von 1759 stammende Gestühl des Kirchenschiffes wurde in seiner ursprünglichen Gestalt rekonstruiert und mit neuem Anstrich versehen. Der mittlere Gestühlsblock entstammt vermutlich der Zeit der Innenrenovierung von 1909.

  • In dieser Zeit erfolgte auch die Sanierung des Altar-Kruzifix und die Sanierung der Madonna durch Mittel der Sparkassenstiftung.
  • 2002: Einbau einer Toilette und abflusslose Ausfallschlämmgrube sowie einer Teeküche
  • Am 29. Februar 2004 fand ein Rundfunkgottesdienst in der Goldbacher Kirche statt (übertragen auf MDR Kultur / Figaro)

Aufgrund von Schäden am hölzernen Tragwerk der Turmhaube musste diese sowie der Außenputz des Kirchturms in den Jahren 2018-2019 erneut saniert werden. Im Zuge von restauratorischen Untersuchungen wurde eine alte, in rosé gehaltene Farbgebung gefunden, die die Kirche nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wieder erhalten soll.

Orgel

1601 wird eine erste Orgel erwähnt.

1756 wird eine neue Orgel (evtl. unter Vewendung der bisherigen) durch Zacharias Hildebrandt (einem Schüler Silbermanns) und/oder seinen Sohn Johann Gottfried Hildebrandt gebaut.

1883 wurde eine Klangveränderung hin zu einem romantischen Klang vorgenommen, wobei 13 der 18 Register ausgetauscht wurden.

1908 wurde durch die Initiative von Kantor Max Gelbke (siehe handgeschrieben Einrahmung/Aufzeichnung von Marie Gelbke vom 26.05.1957) eine zweimanualige Orgel mit Registerkanzellenladen und Röhrenpneumatik unter Wiederverwendung einiger Register Hildebrandts eingebaut. Das Orgelgehäuse wurde dabei vergrößert. Der Bau dieser Orgel erfolgte durch den Bautzener Orgelbaumeister Hermann Eule aus Bautzen für 6.000 Mark, die der Industrielle Bayer aus Höchst spendete, dessen Vorfahren aus Goldbach stammten. Die Orgel ist das „opus 116“ von Hermann Eule.

2008 wurde ebenfalls durch die Firma Eule eine Sanierung der Orgel vorgenommen, so dass jetzt wieder alle 18 Register spielbar sind. Die Orgel hat heute 972 klingende Pfeifen, zwei Manuale und Pedal. Einige wenige Pfeifen stammen noch aus der alten Hildebrandt Orgel.
Siehe auch den Bericht über das Orgeljubiäum (pdf) –>

(Verwendung von Informationen von Jiri Kocourek, Dresden)

Glocken

Im Kirchturm hängen vier Glocken mit unterschiedlichem Gewicht und Alter.

1897 erhielt die Goldbacher Kirche drei neue Glocken von der Firma C. A. Bierling (Dresden). Zwei von ihnen mussten 1942 der Kriegswirtschaft zugeführt werden. Bis 1980 läutete danach nur eine Glocke in Goldbach, die bis heute erhalten ist (g‘, 510 kg, 94 cm Durchmesser).

1980 wurde von der Glockengießerei Schilling (Apolda) eine kleine Glocke hinzugegossen (b‘, 250 kg, 75 cm).

Zuletzt erhielt die Kirche 1996 zwei neue Glocken, die von der Glockengießerei A. Bacher (Bad Friedrichshall bei Heilbronn) gegossen wurden (f‘ mit der Aufschrift „Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben“, 950 kg, 117 cm, sowie c‘‘ mit der Aufschrift „Es ist das Heil uns kommen her“, 300 kg, 80 cm).
Bericht des Glockensachverständigen von 1996 (pdf) –>

Erhalten ist eine alte Bescheibung von drei Glocken, die leider nicht datiert ist. Es kann vermutet werden, dass es sich um die Glocken handelt, die vor 1897 im Kirchturm hingen:

  • Große Glocke, Inschrift: „Salve Maria Gratia plena Domino“, Gewicht 36 Zentner.
  • Mittlere Glocke, Inschrift: „Eve Maria Gratia plena roma P.M.“, Gewicht 24 Zentner.
  • Kleine Glocke, Inschrift: „1 Malter Korn, 15 Gulden, 1 Lot Verra“, Gewicht 12 Zentner.
(Quelle: Päßler, Roland: Heimatblätter. Historischer Streifzug durch die Gegend um Großharthau und Bischofswerda, 94ff.; zusammengestellt von Pfr. Dr. Tobias Mickel, Pfarrer in Bischofswerda 1995-2018, )