Betrachtung
zur künstlerischen Ausgestaltung und zur Namensgebung

von Rudolf Heinze, Pfarrer in Bischofswerda von 1935-1957

Unsere Christuskirche hieß früher „Marienkirche“. Nachdem ihr Name völlig erstorben war, wurde die Kirche nur noch „Hauptkirche“ genannt. Da wir es bei diesem formalen Namen nicht belassen wollten, zumal die „Gottesackerkirche“ des dort befindlichen Kreuzes wegen den Namen „Kreuzkirche“ erhalten sollte, haben wir sie Christuskirche genannt. Christus beherrscht ganz und gar in der Darstellung der Kunst das Gotteshaus.
Unter den segnenden Händen des Christus inmitten der Sternbilder betritt man das Gotteshaus. An der Stirnwand gegenüber dem Hauptportal steht hoch oben das Monogramm Christi. Auf Winterstein’s gewaltigem Kanzelgemälde ist wieder Christus, Christus auf einem sehr hohen und erhobenen Throne, hoch über allem Getriebe der Menschen, hoch über all ihrem Spott, all ihrer Feindschaft. An Ihn kommt ihr Gegeifer nicht heran. Er ist der Herr, der König aller Könige, dem gegeben ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Zu seinen Füßen stehen die vier Evangelisten Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler). Sie haben Schriftrollen, ein Buch und Schreibgerät in den Händen. Sie schreiben. Sie schreiben, was sie hören aus dem Munde des Herrn aller Herren. Und was sie geschrieben haben, ist das Evangelium. Das kommt dann auf die Kanzel und von da über die Predigt in die Gemeinde.
Aber der Herr kommt noch tiefer herab. Er wird ganz Mensch. Am Altar sehen wir Schönherr’s Bild vom Auferstandenen mit den Emmausjüngern: „Und Er nahm das Brot, dankte und brach es. Da erkannten sie Ihn“. Er ist da für die, die an Seinen Tisch sich rufen lassen. Noch mehr: Er geht ein in sie, ein unter Brot und Wein verborgen, um in ihnen zu wohnen. So ist der ferne Herr ganz nahe, der große Herr doch ganz klein. Der Herr der Welt ist mein Herr und Heiland heute.