Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Hauptmann Cornelius, ein einfacher römischer Offizier, lebte jenseits der jüdischen Gemeinde und galt vielen als „fremd“. Doch sein ehrliches Beten und sein tätiges Mitgefühl rissen die Mauern ein, die Petrus in seiner Vision sah: Gottes Liebe kennt keine Schranke.
Cornelius lädt Petrus zu sich ein. In seinem Haus erfährt Petrus, dass das Evangelium allen gilt – nicht als Privileg einer Gruppe, sondern als Einladung an jede und jeden. Als Petrus ihn und seine Hausgemeinschaft tauft, wird sichtbar: Im Reich Gottes ist kein Mensch unrein und ausgeschlossen.
Auch wir neigen dazu, in Kategorien zu denken: „wir“ und „die da“, „nützlich“ oder „unnütz“, Befürworter oder Gegner. Solche Zuschreibungen erleichtern uns das Leben, weil sie vermeintliche Sicherheit geben. Doch in ihnen lauert die Gefahr, dass sich unsere Sicht verengt, wir Menschen bewerten und ausgrenzen. Wenn wir zum Beispiel Fremde nur danach bewerten, ob sie „nützlich“ sind, ist das nichts anderes als Rassismus.
Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.
(Apostelgeschichte 10,28)
Die Geschichte mahnt uns: Unterschiede dürfen wir wahrnehmen – doch sie sind kein Graben zwischen uns. Jeder Mensch trägt unantastbare Würde in sich, eine Wahrheit, die unser Grundgesetz und die christliche Botschaft gemeinsam hüten.
Wie oft übersehen wir die Tiefe eines Lebens, weil wir an seiner Oberfläche bleiben? Vielleicht ist es an der Zeit, genauer hinzuschauen: auf den Menschen, den wir flüchtig treffen, auf den Nachbarn, dessen Herkunft uns fremd scheint, auf die Stimme im Radio, die wir schnell beurteilen. Nicht um anklagend zu urteilen, sondern um zu fragen: Was will mir diese Person erzählen? Wo öffnet sich Raum für Begegnung jenseits von Vorbehalten?
In Cornelius’ Haus wurde eine neue Gemeinschaft geboren. Diese Einladung hallt bis heute nach: Jeder ist unermesslich wertvoll. Wenn wir das wirklich glauben, gewinnen Vorurteile keinen Boden mehr – und unsere Gemeinschaft atmet Respekt und Mitmenschlichkeit.
Ihr Pfarrer Lothar Gulbins
Pfr. Lothar Gulbins ist seit Februar zur Vertretung in die Gemeinden Burkau – Demitz-Thumitz – Pohla-Uhyst abgeordnet. Vor allem beim gemeinsamen Konfirmandenkurs arbeitet er auch eng mit unserer Gemeinde zusammen.